Traditionell ist der ZVO-Fachbereich Chemie und Anlagen, die Interessenvertretung der Zulieferindustrie innerhalb des ZVO, ein früher Indikator für Entwicklungen auf dem Markt und in der Branche, technologische und wirtschaftliche Tendenzen zeichnen sich hier als erstes und am deutlichsten ab.
Der Gesamtumsatz des FB stieg im Kalenderjahr um 16 Prozent, wobei der größte Umsatztreiber aus Anlagen für die Leitplattenplatten-herstellung im außereuropäischen Ausland resultiert und den Anstieg des Gesamtumsatzes damit maßgeblich beeinflusste. Die Zahl der Gesamt-Beschäftigten im Fachbereich Chemie und Anlagen blieb mit insgesamt 2.409 nahezu konstant.
Der Gesamtumsatz (659 Millionen Euro) verteilt sich mit 196 Millionen Euro auf Lieferungen und Leistungen aus dem Anlagenbau/Komponenten und 463 Millionen Euro aus dem Bereich Chemie. Im Vergleich zu 2022 stieg der Umsatz im Bereich Anlagen/Komponenten um 30 Prozent. Ein Trend aus 2022 setzte sich auch 2023 fort: Während Investitionen in Neuanlagen gesamt um nur 6 Prozent stiegen und im Inland sogar um 28 Prozent rückläufig waren, machten Umbauten mit 17 Prozent (Inland 18 Prozent) erneut einen deutlichen Umsatzsprung.
Schlechter sah es 2023 im Bereich Chemie aus: Insgesamt sank der um einige Sondereffekte bereinigte Gesamt-Chemieumsatz um 5 Prozent (Inland: - 7 Prozent), während das europäische Ausland ein geringes Umsatzplus von 1 Prozent verzeichnete.
In der wichtigsten Kategorie „Chemie für Galvanische Metallabscheidung“ sank der bereinigte Umsatz in 2023 insgesamt um 6 Prozent, im Inland um 10 Prozent, während das Ausland leicht um 4 Prozent zulegen konnte. Der Trend, verstärkt dreiwertige Glanzchromverfahren einzusetzen, spiegelt die Umsatzstatistik des Fachbereiches Chemie und Anlagen eindeutig wider: Hier stieg der Umsatz insgesamt um 10 Prozent, im Inland um 35 Prozent. Weitere Gewinner in der Sparte „Chemie für Galvanische Metallabscheidung“ waren Zinn-Verfahren mit einem Umsatzplus von insgesamt 29 Prozent und im Inland von 22 Prozent, sowie Phosphatierungen mit 12 Prozent bzw. 13 Prozent im Inland.
Ein belastbarer Ausblick für 2024 ist angesichts der geopolitischen Entwicklungen schwierig. Trotz sorgenvollem Blick in die Zukunft erwarten die Mitglieder des Fachbereiches Chemie und Anlagen eine Umsatzsteigerung in 2024 von etwa 5 – 10 Prozent.
Die allgemeine wirtschaftliche Stimmungslage in der gesamten Galvano- und Oberflächentechnik wird jedoch deutlich schlechter: In der jährlichen, von Mitte Januar bis Mitte Februar durchgeführten ZVO-Mitgliederbefragung beurteilen 34 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als schlecht bzw. sehr schlecht. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Nur noch 21 Prozent bezeichnen sie als gut oder sehr gut, halb so viele wie 2022.
Für 46 Prozent der Befragten hat sich die wirtschaftliche Situation damit im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres verschlechtert, 33 Prozent sehen sie konstant und nur 21 Prozent schätzen sie als besser ein.
Für die nächsten zwölf Monate erwarten 45 Prozent der Befragten eine schlechte bzw. sehr schlechte wirtschaftliche Situation und nur 16 Prozent eine gute bzw. sehr gute. Auch hier haben sich die negativen Einschätzungen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und die positiven halbiert.
Die Automobilindustrie bleibt weiterhin die wichtigste Abnehmerbranche der Galvanotechnik. Allerdings bleibt in diesem Jahr auch die Produktion und der Absatz weltweit in der Automobilindustrie unter Druck, aber im Forecast der Jahre 2024 bis 2026 erkennt man eine positive Entwicklung mit wieder ca. 92.000.000 weltweit produzierter PKW (light vehicles) in 2026. Konkrete Zahlen über wichtige Abnehmerbranche enthält der ZVO-Jahresbericht 2023, der Ende Mai 2024 erscheint.