In der Eröffnungspressekonferenz skizzierte ZVO-Hauptgeschäftsführer Christoph Matheis die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der Galvano- und Oberflächenbranche, die von der allgemein guten wirtschaftlichen Situation profitiere: Sowohl das Handwerk als auch die Industrie in Deutschland können volle Auftragsbücher vorweisen. Er rechne damit, dass sich der positive Trend auch 2018 fortsetzen werde. Immer strengere Umweltauflagen sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise seien zwar „große Herausforderungen, gleichzeitig aber Ansporn und ein Beispiel für die Flexibilität und Innovationskraft der Branche“. Diese sei eng an die Entwicklung der Automobilbranche, die eine prosperierende Phase erlebt, sowie deren Entwicklungstrends Elektromobilität und Leichtbau gekoppelt. „Die Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik werden sich den aktuellen Trends auch in den nächsten Jahren als kompetente und verlässliche Entwicklungspartner der Automobil- und anderer Industrien stellen“, so Matheis. Betroffen sei die Branche ebenso wie wichtige andere Industriezweige vom Fachkräftemangel, der die kleinen und mittleren Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik besonders hart treffe. Dies gelte ebenso für den starken Preisanstieg für Rohstoffe wie Zink und Nickel. Aber beispielsweise auch für Kobalt, das im Bereich der E-Mobilität und der Kommunikationstechnologie eingesetzt wird.
Unüberschaubare Regulierungspraxis
Eine weitere komplexe Herausforderung für die Branche stellt die vielschichtige Regulierungspraxis unterschiedlicher europäischer und nationaler Behörden dar. Ein Beispiel dafür ist die REACH-Verordnung, die seit zehn Jahren in Kraft ist. Dr. Malte Matthias Zimmer, Leiter des ZVO-Ressorts Umwelt- und Chemikalienpolitik, stellte auf der Pressekonferenz infrage, dass die REACH-Verordnung ihr postuliertes Ziel einer deutlichen „positiven Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt“ erreicht. Eine konkrete qualitative Benennung der bis 2018 erzielten Benefits sei nicht erfolgt. Zimmer bezeichnete das Vorgehen der Behörden als „Aktionismus“ und belegte eindrücklich, auf welche Weise die unüberschaubare Regulierungspraxis unterschiedlicher Behörden die Märkte verunsichere, für einen Verlust von Produktionsprozessen ins Ausland sorge, Investitionen verhindere und Arbeitsplätze gefährde. Zur Illustration nannte er Beispiele aus der bisherigen Regulierungspraxis: „Im Zuge der Altautoverordnung wurde Chromtrioxid aus den Passivierungen verbannt. Kobalthaltige Alternativen konnten nach Jahren der Forschung als gleichwertige Alternative eingeführt werden. Nun soll auch Kobalt substituiert werden“, und vermutete: „Die Endlichkeit des Periodensystems der Elemente ist Regulierern anscheinend nicht bekannt.“ Das Thema führte in der Folge zu einer regen, kontroversen Diskussion.
ZVO zieht positives Messefazit
Die SurfaceTechnology GERMANY 2018 in Stuttgart erlebte eine gelungene Premiere. Die Aussteller des ZVO-Gemeinschaftsstandes, der traditionell einen wichtigen Bereich der Messe darstellt und in diesem Jahr 77 Unternehmen umfasste, lobten neben der Anzahl vor allem auch die Qualität der Besucher. Die teilnehmenden Anbieter aus dem In- und Ausland gaben Antworten auf die ständig wachsenden Anforderungen an die Galvano- und Oberflächentechnik. Dabei ging es neben der Vermeidung kritischer Rohstoffe etwa um die Anpassung an die Entwicklung im Zusammenhang mit Industrie 4.0 oder aber die generelle Reduktion von Ressourcenverbräuchen. Matheis: „Die Aussteller unseres Gemeinschaftsstandes ziehen überwiegend ein gutes bis sehr gutes Fazit. Die Qualität der Kontakte und Gespräche war durch zahlreiche OEM und TIER1-Supplier von Anbeginn hoch. Und am zweiten Messetag hat sich dann auch die erwartete Besucherquantität eingestellt: Die Stände unserer Aussteller waren fast durchweg gut besucht. Sehr positiv entwickelt hat sich die Internationalität der Messebesucher: Gefühlte 50 Prozent kamen aus dem Ausland, viele davon aus dem außereuropäischen Raum.“
Weitere Informationen sowie ein Messe-Video unter www.zvo.org./Aktuelles/Verbandsnews
Über die Galvano- und Oberflächentechnik:
Die Galvano- und Oberflächentechnik ist eine mittelständisch geprägte Industriebranche, die europaweit rund 440.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 50.000 in Deutschland. Allein in Deutschland erwirtschaftet die Branche einen Umsatz von ca. 7,5 Mrd. EUR. Die Struktur der Galvanobetriebe wird dabei von KMUs dominiert, nur ein geringer Anteil der Betriebe erreicht Größen von mehr als 100 Mitarbeitern. Die Oberflächenbranche ist eine Schlüsselindustrie, deren Dienstleistung Voraussetzung für die Funktionalität von Bauteilen, Geräten und Maschinen nahezu jeder anderen Branche ist. Die Galvanotechnik verhindert dabei jährlich Korrosionsschäden von ca. 150 Mrd. EUR. Galvanotechnik ermöglicht eine zuverlässige Funktionalität einer Vielzahl unterschiedlichster Bauteile: Kein Auto verlässt mehr das Band, bei dem nicht wesentliche Teile oberflächenveredelt sind. Die moderne Medizintechnik ist ohne neuere Verfahren der Oberflächentechnik nicht denkbar, aber auch Bauwirtschaft und Sanitärindustrie, die Elektrotechnik und die Elektronikindustrie sowie die Flugzeugindustrie kommen ohne Oberflächenveredelung nicht aus.
Mehr Informationen: www.zvo.org