Projekte behandeln meist übergreifende Aufgaben, deren Bearbeitung als in einer begrenzten Zeit abschließbar angesehen wird. Für die Bewältigung der oft unübersichtlichen Anforderungen werden reichlich Managementmethoden angeboten. Beispiele sind die „critical path method“, das Wasserfallmodell, das Scrum-Modell, die Kanban-Methode, Lean Management, Make-or-buy und vieles mehr. Dazu gibt es viele Hilfsmittel wie Fischgrätendiagramme, das 5S-Prinzip, Checklisten usw.
Erfolgreiches Projektmanagement ist unbestritten eine zentrale Anforderung für die Entwicklung von Unternehmen und Produkten, aber auch für staatliche Maßnahmen. Umso mehr überrascht, dass trotz der ständigen Auseinandersetzung mit dieser wesentlichen Aufgabe so viele Projekte scheitern, zu spät zum Ergebnis kommen, zahlreiche Nachbesserungen verlangen oder einfach zu teuer werden.
Es lohnt sich also, der Frage nachzugehen, ob wir mit den herkömmlichen Management-Methoden tatsächlich in der Lage sind, die eigentlichen Herausforderungen bei der Projektplanung und -durchführung zu bewältigen.
Der Gedanke, sich das Leben im komplexen System und den darin durchgeführten Projekten durch Reduktion – oder eigentlich Eliminierung – der Komplexität zu vereinfachen, führt in die Irre. Stattdessen muss die Komplexität der jeweiligen Problematik Kern der Bearbeitung werden. Denn in einem Netzwerk miteinander wechselwirkender, aufeinander rückwirkender Einflussgrößen ist das Geflecht der Wirkungen wesentlich für das Verhalten vor und nach Maßnahmen im System.
Es bedarf also einer Methode, um das Verhalten des Gesamtsystems zu erkennen und einzuschätzen.
Die Lehrveranstaltung „Umgang mit der alltäglichen Komplexität“ unter Leitung von ZVO-Ressortleiter Dr. Malte Matthias Zimmer soll Wege aufzeigen, wie sich Komplexität bewältigen lässt, anstatt sie „wegzureduzieren“. In drei aufeinanderfolgenden Blockveranstaltungen wird die Methode erarbeitet. Bei der Analyse von Systemen entstehen Erfahrungswerte, um zu ermitteln, welche Eingriffe jeweils geeignet, risikoreich und auch nutzlos sind. Zudem werden Möglichkeiten zum Monitoring des Verhaltens der Systeme nach erfolgten Eingriffen erkennbar.
Insgesamt eröffnet sich eine ganzheitliche Sichtweise, die den üblichen Problemen, Projekten und Systemen, in denen wir alle agieren, besser gerecht wird. Daher lädt der ZVO jeden Interessierten ein, sich diese Denkweise ebenfalls zu erarbeiten.
Die Lehrveranstaltung, die derzeit im Wintersemester 22/23 im Studium Generale der TU Ilmenau erstmals läuft, besteht aus drei zusammengehörigen Block-Veranstaltungen, jeweils von Freitagmittag bis Samstagmittag. Industrievertreter können als Gasthörer ein Erfolgs-Zertifikat erwerben.
Vorläufige Termine für 2023 sind:
Sommersemester: 28./29.April., 2./3. Juni, 23./24. Juni
Wintersemester: 27./28. Oktober, 24./25. November, 15./16. Dezember
Weitere Informationen zum Studium Generale an der TU Ilmenau