Nicht, dass an der Hochschule das Thema bisher übersehen wurde. Nein, gar nicht. Die Hochschule Kaiserslautern steht mit ihrem Leitbild für soziale Vielfalt und sieht sich als einen Ort des Vertrauens Alle Menschen werden hier gleichberechtigt behandelt: unabhängig von Aussehen, Alter, sozialer und ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Familienstatus, Geschlecht, geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung.
Mit der neuen Richtlinie bekräftigt die Hochschule diesen Anspruch. Sie dokumentiert damit die Bedeutung des Themas. Mit der Richtlinie fördert die Hochschule Kaiserslautern aktiv das rechtzeitige Erkennen und Ansprechen von Diskriminierung und sexueller Belästigung sowie den Schutz von Betroffenen. Die Richtlinie zeigt Beratungs- und Unterstützungsangebote auf und bildet klare Verfahrensabläufe sowie Sanktionsmöglichkeiten ab. Mitgearbeitet haben daran vor allem die Gleichstellungsbeauftragten sowie die Kolleginnen aus den Stabsstellen Diversitätsmanagement und Recht sowie die Hochschulleitung.
Über 70 Hochschulangehörige waren nach Zweibrücken gelkommen: Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen aus Lehre und Forschung sowie Mitarbeitende aller Provenienz und von allen Standorten. Schon beim Betreten der Kapelle gab es angesichts des aufgebauten Schilderwalds keinen Zweifel über die Wichtigkeit dieses Papiers. Eine Installation von Julia Reuter, Studentin im Studiengang Digital Media Marketing, zeigte auf Demonstrationsplakaten die vielen Aspekte von Diskriminierung und sexualisierter Gewalt.
Kathrin Kilian, Kanzlerin der Hochschule Kaiserslautern, und Silke Weber, Zentrale Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin der Stabsstelle Diversitätsmanagement wiesen darauf hin, dass diese Richtlinie dokumentiere, was dem Geist der bunten Hochschule entspreche.
Es sei keine Richtlinie für die Schublade, sondern eine Vorgabe, die alle Hochschulangehörige kennen sollten. Auch deswegen der ungewöhnlich Schritt, ein solches Papier der internen Öffentlichkeit im Rahmen einer Veranstaltung vorzustellen. Weitere Informationstermine sind bereits geplant.
Nach der Begrüßung ging Dr. Heike Jung vom Ministerium für Familien, Frauen, Kultur und Integration in Rheinland-Pfalz als Gastrednerin in ihrem Vortrag noch einmal in eine Begriffsklärung. Sie machte unmissverständlich klar, mit welchen alltäglichen scheinbar banalen Dingen Diskriminierung und sexualisierte Gewalt beginnen. Dazu stellte sie geradezu bestürzende Zahlen vor. Nach aktuellen Studien erfahren zwei Drittel aller Studentinnen während ihrer Studienzeit in irgendeiner Form sexualisierte Gewalt. Und in weit über 90% der Fälle sind die Täter Männer. Zur Überraschung des Publikums am häufigsten Kommilitonen. Es folgen Lehrende und dann Angehörige der Verwaltung. Jung schilderte auch die drastischen Folgen dieser Gewalterfahrungen, die zu diversen Krankheitsbildern, Ängsten und Depressionen bis hin zum Selbstmord führen.
Hier soll die neue Richtlinie für Unterstützung sorgen, Diskriminierung rechtzeitig erkennen und geregelt dagegen vorgehen. Wichtig sind vor allem auch die in dieser Form neuen vielfältigen Angebote Übergriffe zu melden. Alle Mitglieder und Angehörige sind verpflichtet dazu beizutragen, dass die Hochschule Kaiserslautern ein von Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Offenheit, Wertschätzung, gegenseitigem Respekt und Toleranz geprägter Studienort und Arbeitsplatz ist. Sie fördern so ein positives Klima in Studium, Lehre, Forschung und Verwaltung.