Bei msg Plaut in Wien wird die Modellierungs-Plattform Enterprise Architect schon länger in Kundenprojekten verwendet, da die Nachfrage nach modellbasiertem Systems Engineering (MBSE) gerade auch im Automobilsektor ständig wächst. Dipl.-Ing. Stefan Wachter, Manager BCC Automotive, msg Plaut: „Einer unserer Kunden aus dem Auto-Zulieferbereich wollte seine Modellierungsfähigkeiten weiter ausbauen. Deswegen baten wir Daniel Siegl von LieberLieber, dort einen Workshop zu Enterprise Architect und LemonTree zu halten. Da wir eine deutlich steigende Nachfrage nach Modellierungs-Know-how verzeichnen, freuen wir uns sehr, nun diese Partnerschaft mit LieberLieber weiter ausbauen zu können.“
Gemeinsames Automotive-Pilotprojekt
Im gemeinsamen Pilotprojekt von msg Plaut und LieberLieber geht es um die Systemmodellierung in SysML bei einem Tier 1 Autozulieferer, der also den Autohersteller direkt beliefert. Der Zulieferer beschäftigt sich mit voll-elektrischen Antriebssystemen (Inverter, Getriebe und E-Motor). Bei der Einführung der Systemmodellierung des e-Drive-Systems wird er im MBSE von msg Plaut unterstützt, die sich wiederum zu Fragen rund um den Einsatz der Modellierungswerkzeuge (vor allem bezüglich LemonTree) laufend mit LieberLieber austauschen. Wesentliche Ziele der Modellierung sind die Strukturierung der Systemfunktionen im Hinblick auf die Wiederverwendbarkeit in der Plattform und die Verbesserung der Dokumentation. Zudem soll die Modellierung möglichst einfach in die bestehende Prozess- und Tool-Landschaft eingebaut werden.
Als Modellierungs-Plattform kommt Enterprise Architect zum Einsatz, modelliert wird in SysML. Ein Application Lifecycle Management (ALM) Tool dient dazu, Anforderungen und Diagramme immer aktuell zu halten, es wird auch für die Reviews der SysML-Diagramme verwendet. Für das verteilte Arbeiten setzt man auf Git (Versionierung) und LemonTree (Zusammenführung von Modellen im Einklang mit Konfigurationsmanagement nach ISO 26262).
Das Modell wird in erster Linie für das Plattform-Projekt entwickelt, das die Basis für Kundenprojekte in der Angebots- und Entwicklungsphase ist. Dabei gilt es allerdings, kundenspezifische Schnittstellen und Design-Lösungen (z.B. bei der Auswahl von Sensortechnologien) zu berücksichtigen.
Florian Wagner, MSc, arbeitet bei msg Plaut als Business Consultant in der Business Unit Manufacturing: „Die bisherigen Erfahrungen mit MBSE beim Autozulieferer zeigen eine Verbesserung der Requirements-Qualität und der Wiederverwendbarkeit von Modellteilen über verschiedene Kundenprojekte. Die verwendeten Diagramme führen darüber hinaus zu einem besseren Verständnis der Funktionen und damit zu tiefergehenden Erkenntnissen aus den Reviewprozessen. Das wird vor allem bei der Schulung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Projekten ein Vorteil sein.“
Vertiefte Kooperation von LieberLieber und msg Plaut
Nach dieser ersten, erfolgreichen Zusammenarbeit bei einem Kunden war die Zeit reif für die weitergehende Kooperation im Bereich Automotive. Während msg Plaut, wie üblich, als unabhängiger Berater und Umsetzer agiert, wird LieberLieber bei Bedarf als Know-how-Träger rund um die Modellierung beigezogen. Dazu Dr. Konrad Wieland, Geschäftsführer von LieberLieber: „LieberLieber konzentriert sich ganz auf MBSE mit Tools wie Enterprise Architect und LemonTree. Als ausgewiesene Modellierungs-Spezialisten gewinnen wir durch die Partnerschaft mit msg Plaut Zugang zu einem mehr betriebswirtschaftlichen und strategischen Blick. Durch die Verbindung dieser komplementären Fähigkeiten erschließt sich beiden Partnern ein großes wirtschaftliches Potential, das wir in konkreten Projekten nutzen wollen.“
Die Vorteile von MBSE vermitteln
Eine der zentralen Aufgaben der beiden Partnerunternehmen ist es, die Vorteile von MBSE in den Projekten klar zu vermitteln. So war etwa die Ausgangslage im oben beschriebenen Pilotprojekt nicht einfach: Der Kunde hatte nämlich zunächst eine dokumentbasierte Plattform eingerichtet, bevor der Wunsch aufkam, doch modellbasiert zu arbeiten. Nun galt es also, die mit dem Einsatz von MBSE verbundenen, umfassenden Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen:
- Wiederverwendbarkeit von Modellen
- Geringer Schulungsaufwand
- Höchste Sicherheitsanforderungen werden erfüllt
- Revisionssichere Nachvollziehbarkeit der Entwicklungsschritte etc.
Gemeinsame Auftritte stärken die Wahrnehmung der neuen Partnerschaft
Florian Wagner betreibt seit dem ersten Corona-Lockdown den virtuellen Safety-Corner (https://safetycorner.wagnerflorian.eu/index.php/de/), der auch bei msg Plaut inzwischen sehr beliebt ist. „Ich wollte mich mit Personen mit spezifischen Fachkenntnissen im Safety-Bereich austauschen und diese auch einer breiteren Fachöffentlichkeit bekannt machen. Im ersten Corona-Lockdown hatte ich dann Zeit, das Projekt zu starten, das sich sehr positiv entwickelt.“ Da trifft es sich gut, dass auch LieberLieber die Community im Bereich MBSE stärken will und daher gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz den 1. MBSE Summit in Traunkirchen veranstaltete (23. + 24. Juni 2022). Dort wurden mehrere Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die zu „MBSE und Sicherheit“ begann mit einem Impulsvortrag von Wagner. „Die Stärkung der Community rund um modellbasiertes Systems Engineering ist für beide Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Daher freuen wir uns sehr, mit Florian Wagner von msg Plaut einen ausgewiesenen Experten gefunden zu haben, der die Arbeit im Sicherheits-Arbeitskreis aktiv mitgestalten wird. So besetzen wir gemeinsam dieses für die Industrie so wichtige Thema und arbeiten vereint daran, die vielen Vorteile von MBSE auf breiterer Basis zu vermitteln“, erklärt Konrad Wieland.
Bei einem gemeinsamen Vortrag in der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HK SÖL) widmeten sich die beiden Unternehmen darüber hinaus kürzlich dem Thema Cyber Security. Daniel Siegl, Florian Wagner und Borislav Nikolov (msg Plaut) zeigten dabei anhand von Praxisbeispielen die neuen Möglichkeiten der automatisierten Analyse von Bedrohungen und der Bewertung von Risiken. Hier steht mit ThreatGet ein Produkt zur Verfügung, das vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Lieber.Group gemeinsam entwickelt wurde. Mit ThreatGet lässt sich ein Entwicklungsprozess von Anfang an auf Cyber-Bedrohungen hin analysieren und bewerten. Dieser Ansatz wird durch neue gesetzliche Anforderungen gerade auch in der Autoentwicklung immer wichtiger werden.
Über msg Plaut
msg Plaut ist eine Unternehmensgruppe mit eigenständigen Gesellschaften in Österreich, CEE und CIS. Der Hauptsitz ist in Wien. Die Gruppe beschäftigt rund 600 Mitarbeiter:innen in sieben Ländern.
In Österreich arbeiten rund 200 Mitarbeitende an drei Standorten mit eigenentwickelten und Standardprodukten an intelligenten IT- und Branchenlösungen. Wir sind zuverlässig, erfahren, global und dennoch flexibel, engagiert und empathisch: „The best of both“. Das spiegelt sich auch in unseren Projekten und Kund:innen wider. msg Plaut verbindet betriebswirtschaftliche, strategische Beratung mit zukunftsorientierten, nachhaltig wertschöpfenden IT-Lösungen.
Wir unterstützen Kunden mit einem breiten Leistungsspektrum unter anderem in den Bereichen SAP- und Microsoft-Beratung, Financial Services, individuelle Software-Entwicklung, Test- und Quality-Management, Cloud Transformation sowie digitale Plattformen.
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